Praktische Tips gegen Telefonwerbung

Inzwischen wird das Problem immer drängender. Ständig klingelt das Telefon und irgendwer will einem Zeitschriften, Gewinnspiele oder Tiefkühlkost schmackhaft machen. Manchmal ist auch nur eine Stimme vom Band dran, die meist zum Anruf bei einer 0190er- oder 0900er- Nummer auffordert.

Die meisten Angerufenen werden sich mit so einem Verkaufsgespräch nicht lange aufhalten, aber letztlich ist es wirkungsvoller, dem Anrufer länger zuzuhören. Warum das so ist und welche Möglichkeiten es sonst gibt, auf solche Anrufe zu reagieren, soll dieser Text aufzeigen.

Einfach auflegen

Die simpelste Methode. Wenn Sie gerade keine Zeit haben, ist das auch wirklich zu empfehlen. Die Lösung hat aber zwei Probleme: Sie wirkt nicht dauerhaft und sie macht keinen Spaß!

Drauf pfeifen

Was gegen werbefreien Telefonterror bereits seit vielen Jahren empfohlen wird, kann gegen Werbeanrufe auch eingesetzt werden: die Trillerpfeife (sofern ein persönlicher Gesprächspartner dran ist).

Auch das ist keine Dauerlösung, außerdem trifft es nur die Callcenter-Mitarbeiter, also eigentlich die Falschen. Aber es ist natürlich gut zum Abreagieren.

Juristische Schritte

Die langwierigste und aufwendigste Methode ist es, tatsächlich die gesetzlichen Möglichkeiten gegen eine solche Belästigung (und das ist es gemäß dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb) einzusetzen. Wie das geht, ist z. B. hier erklärt. Das ist aber nur was für Leute, denen permanent langweilig ist und die nichts Besseres zu tun haben.

Anstatt wirklich juristisch vorzugehen, kann man aber immerhin damit drohen und schon mal den genauen Namen der anrufenden Firma, Adresse des Firmensitzes und den vollen Namen des Callcenter-Mitarbeiters erfragen. Wenn der Ihnen diese Angaben tatsächlich gegeben hat, können Sie ja mit seiner/ihrer Privatadresse, Telefonnummer, Geburtsdatum, Personalausweisnummer und Schuhgröße weitermachen. Hat die Person immer noch nicht aufgelegt, und haben Sie mal per Post so ein zehnseitiges Formular einer "Verbraucherbefragung" bekommen (und neben dem Telefon bereitgelegt), können Sie es auch an ihm abarbeiten (Einkommen, Hobbies, Haustiere, Musikvorlieben, ...).

Zeit lassen!

Wenn man tatsächlich langfristig etwas gegen die Anrufe unternehmen will, bleibt aber nur eine Möglichkeit, nämlich den Anrufer so lange wie möglich in der Leitung zu halten.

Das kostet den (bzw. seinen Chef) nämlich Telefongebühren und vor allem Zeit! Wenn die Angerufenen dagegen immer nur auflegen, kann die Nervensäge vom Callcenter zwei bis drei Leute pro Minute belästigen.

Beschäftigen Sie aber den Mann oder Frau auch nur eine Minute, retten sie zwei bis drei Leuten den Tag!

Falls genug Menschen (die die Zeit dazu haben) meiner Empfehlung folgen, wird die Arbeit der Telefonwerber erheblich erschwert und rentiert sich vielleicht sogar irgendwann gar nicht mehr.

Sollte am anderen Ende der Leitung nur eine automatische Ansage dran sein, ist der Effekt zwar wesentlich geringer, aber man soll die Hoffnung auch da nicht aufgeben. Solche Ansagen werden teilweise über das Internet aus fernen (Nicht-EU-)Ländern geschickt und dann über einen sogenannten Voice-Over-IP-Knoten (für Deutschland ist das der DE-CIX in Frankfurt, betrieben von der Firma toplink) ins Festnetz übertragen. Das ist billig, gerichtlich kaum zu verfolgen und erlaubt, sehr viele Menschen gleichzeitig mit dem Müll zu beglücken.

Wenn Sie eine solche Ansage hören, sollten Sie aber auf keinen Fall eine Taste auf dem Telefon drücken. Es soll schon passiert sein, daß dadurch eine Verbindung zu einer anderen (sehr teuren) Telefonnummer aufgebaut wurde und die Kosten auf der Rechnung des Unglücksraben aufgetaucht sind. Wenn das bereits passiert ist, kann man natürlich die Rechnung beanstanden und den strittigen Betrag nicht zahlen, aber man sollte es nicht auf Ärger anlegen.

Wie hält man seinen "Gegner" aber nun in der Leitung? Eine Auswahl verschiedener Möglichkeiten präsentiere ich hier, der Fantasie sind da aber eigentlich keine Grenzen gesetzt.

Ernst, aber hart

Die beste Methode für Leute, denen es schwerfällt, den Anrufer einfach frontal auf den Arm zu nehmen.

Man hört dabei schlichtweg zu und zeigt zwischendrin sein Interesse an dem angebotenen Produkt. Man kann dabei auch kritische Fragen stellen.

Sagt der Anrufer z. B. "Sie gehören zu einem speziell ausgewählten Kreis von Kunden", fragen Sie nach der konkreten Anzahl an Kunden, die zu diesem Kreis gehören (Sie bekommen normalerweise keine brauchbare Antwort). Wenn er persönliche Daten haben will, fragen Sie ausführlich nach den Datenschutzbestimmungen, eventuell müßten die zunächst mal schriftlich zugeschickt werden, bevor Sie Fragen beantworten. Andererseits haben Sie natürlich ein Problem, Ihre Adresse anzugeben (falls dem Anrufer noch nicht bekannt). Diskutieren Sie darüber.

Bei Glücksspielen (NKL, SKL) argumentieren Sie damit, daß ein Spieler im Durchschnitt doch verlieren muß, damit der Veranstalter Gewinn macht und warum gerade Sie aus diesem Durchschnitt herausfallen und gewinnen sollten.

Bei Zeitschriftenabos fragen Sie, ob die Zeitschrift auf Recyclingpapier gedruckt wird, wieviele Tage vor Erscheinen Redaktionsschluß ist (speziell bei Fernsehzeitschriften, um aktuelle Programmänderungen einzuarbeiten) oder ob kindgerechte Programme besonders gekennzeichnet werden und wie darüber entschieden wird (fragen Sie das ruhig auch, wenn Sie keine Kinder haben). Bei Nachrichtenmagazinen dagegen ist vielleicht interessant, ob eigene Korrespondenten in z. B. China, Rußland, Nahost, Afghanistan, Burkina Faso oder Usbekistan zur Verfügung stehen, oder ob nur Material von Nachrichtenagenturen verwendet wird (von welchen?).

Bei Tiefkühlkost fragen Sie nach den Mengen von Vitaminen, dem Brennwert, dem Zeitabstand zwischen Ernte von Gemüse und seinem Einfrieren, den Maßnahmen zur Sicherstellung einer ununterbrochenen Kühlkette...

Mit dieser Methode habe ich schon mal ein nettes 10- bis 15- minütiges Gespräch mit einer NKL-Mitarbeiterin geführt.

Bitte warten

Machen Sie dem Anrufer klar, daß Sie eigentlich anderes zu tun hätten. Trotzdem haben Sie Interesse an seiner Werbung, zwischendrin müssen Sie sich allerdings um das Mittag- oder Abendessen kümmern, die Kinder/den Hund beaufsichtigen, an die Tür gehen oder ein Gespräch auf der anderen Leitung annehmen.

Wenn ihr Telefon eine Wartefunktion hat (Abschalten des Mikrofons, womöglich noch mit nervtötender Piepsmusik), dann benutzen Sie sie und lassen den Callcentertypen einfach schmoren, während Sie z. B. einen Kaffee trinken.

Wie bitte?

Eine Technik buchstäblich zum Schreien. Machen Sie dem Anrufer einfach weis, Sie würden ihn kaum verstehen, entweder weil Sie schwerhörig sind, oder weil etwas mit dem Telefon nicht stimmt.

Nach ein paar Mal "Was?" und "Sie müssen lauter sprechen" wird er (oder sie) wahrscheinlich von selbst auflegen oder durch das Großraumbüro schreien und seine Kollegen auf sich aufmerksam machen.

Wichtig ist aber, daß Sie immer ein paar Brocken doch verstehen, damit der Werber die Hoffnung nicht aufgibt.

Quasselstrippe

Zuletzt: Lassen Sie den Anrufer doch mal ausruhen, der arme Mann muß den ganzen Tag reden. Da ist es nett, wenn der potentielle Kunde (also Sie) stattdessen redet. Wenn Sie im Bekannten- oder Verwandtenkreis jemanden haben, der Ihnen gerne seine Lebensgeschichte erzählt, erzählen Sie sie doch weiter! Falls nicht, müssen Sie sich vorher etwas ausdenken und am Besten ein paar Stichpunkte notieren.

Eine einfache Überleitung zum Thema wäre dann z. B. "Als Sie angerufen haben, dachte ich schon, daß das wieder meine Tante Lisbeth wäre. Die erzählt immer stundenlang über ihre Kreuzschmerzen. Die hatte sie schon als Kind, weil sie immer auf dem Bauernhof ihrer Eltern mitarbeiten und da Kühe melken mußte, weil es damals noch keine Melkmaschinen gab..."

Achten Sie aber bitte darauf, keine wirklich privaten Informationen von sich oder Verwandten zu erzählen.
 
 
Homepage
 

 

© Michael Butscher, letzte Änderung am 05.03.2005       Datenschutzerklärung